Halloween 31.Oktober 2022

Nervös blätterte Camille in einem Buch und versuchte die restliche Zeit bis zum Ball totzuschlagen. Genervt klappte sie das Buch weg, nachdem sie ungefähr zehn Mal einen Absatz gelesen hatte ohne auch nur ein Wort wirklich aufzunehmen. Seit dem Frühstück konnte sie nicht mehr still sitzen und brachte viele mit ihrem Gezappel an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Es tat ihr leid, doch sie konnte einfach nicht anders.
Zwei Stunden vor Beginn hielt sie es nicht mehr aus und fing an sich fertig zu machen. Innerhalb von Minuten stand sie verkleidet im Raum und wartete darauf, dass Su endlich kam um ihr beim letzten Schliff zu helfen. Sie war sich überhaupt nicht mehr sicher ob sie als Bonnie gehen wollte, schließlich würde sie jetzt mit Marian hingehen und nicht mit Su, okay Su war auch mit dabei, aber hauptsächlich war es ihr Date mit Marian. Ihr Date, wenn sie daran nur dachte wurde ihr leicht schwindelig, konnte man es überhaupt Date nennen? Schließlich war ja gar nicht klar ob Marian mehr von ihr wollte als Freundschaft. Sie war froh, dass Su kein Problem damit gehabt hatte, dass sie de, Slytherin zugesagt hatte. Mit jeder weiteren Sekunde die verstrich wurde sie unruhiger. Vielleicht sollte sie zu Corbinian gehen und sich von ihm beruhigen lassen, schließlich war er der beste Freund ihres Begleiters. Schnell verwarf sie diesen Gedanken, denn dann müsste sie jetzt schon in die Kerker und würde hundert prozentig auf Marian treffen.
Das Ticken der Uhr wurde unerträglich laut und Camille erstarrte auf der Bettkante wo sie sich hingesetzt hatte. Noch so viel Zeit, bis sie sich in der Eingangshalle mit Marian treffen würde. Es machte sie fertig.
Nach gefühlten drei Ewigkeiten betrat Susanna den Raum. Innerlich etwas erleichtert schaute sie ihre Hauskameradin an, doch regen tat sie sich sonst nicht. Das erste Mal seit etwa zehn Stunden saß sie ruhig da.

SU und Camille

"Hey hey. Sorry das ich erst jetzt komme."
Etwas gehetzt schlug sie die Tür hinter sich zu. Okay, eigentlich hatten sie ja noch zwei Stunden, aber irgendwie kam ihr das so unendlich kurz vor. Schließlich mussten sie sich noch schminken, die Haare machen und letzten Schliff an ihr Outfit legen.
"Also fangen wir mit dir an", meinte Su mit einem Grinsen, nahm gar nicht wahr, dass Camille sie nicht wahr nahm und legte eine beächtliche Sammlung an Schminkutensilien neben die Hufflepuff auf das Bett.
"So."
Susanna lächelte ermunternd und klopfte dann auf einen Stuhl, der ein wenig besser im Licht stand. Camille stand geistesabwesend auf und wechselte ihren Sitzplatz, während Su sich schon auf die Suche nach dem richtigen Make-Up machte. Dann drehte sie sich zu der Hausgenossen und grinste sie an.
"Keine Sorge ich verunstalte dich schon nicht!"

Mit wachsendem Entsetzen betrachtete Camille den wachsenden Berg an Döschen, Fläschchen und Pinseln auf ihrem Bett. Ihr war nie bewusst gewesen, dass Susanna so viel Kosmetik besaß. Im Vergleich ihr Kulturbeutelinhalt: Shampoo, Duschgel, Zahnpasta, Hand- und Gesichtscréme, Zahnbürste, Pinzette, Bürste, Haarspray, Haarpflegespray und Deo. Wie konnte man nur sein Geld in geschätzte zwanzig verschiedene Make-ups, Liedschatten und Mascara investieren?
"Ich vertrau dir doch. Ich bin nur ein wenig skeptisch", sie schnitt eine Grimasse und unterdrückte den Drang die Tinkturen und Pasten mit einem Schwung ihres Zauberstabes aus dem Fenster zu befördern.
Wenigstens würde ihre Hauskameradin sie nun etwas ablenken können.

Susanna grinste diabolisch und meinte dann nur:
"Solltest du mal lieber nicht."
Mit einem Unterton in der Stimme, der einem die Adern gefrieren lassen konnte. Doch dann lachte sie schon wieder und begann Camilles glatte, blonde Haare zu bürsten. Ein Traum!, dachte sich die Hufflepuff und fand es ein weiteres Mal deprimierend, wie wenig Parties gefeiert wurden auf denen man sich richtig aufstylen konnte.
"Jetzt erzähl mal von deinem Marian", sagte sie neckisch und steckte ein paar Strähnen nach oben. Irgendwie wusste sie zwar, dass Camille wohl lieber abgelenkt wurde, aber ihre Erfahrung war immer noch die selbe. Die Aufregung legte sich besser wenn man sich aussprach. Sonst wurde sie nur aufgeschoben und man blamierte sich. Und das sollte Cam nicht. Nein, das sollte sie wirklich nicht. Su lächelte, als die Sechstklässlerin erst mal schwieg und beschäftigte sich weiter mit der Frisur. Irgendwann - das wusste sie - würde die schon anfangen zu reden. Sie hoffte es zumindest...

Pandora saß auf ihrem Bett, ihr Ballkleid, ein schwarzes Kleid mit einem silber glitzernden Gürtel, lag neben ihr. Sie freute sich auf den Ball, aber sie hatte beschlossen, sich erst später dafür umzuziehen und die Haare zu machen. Sie fragte sich, was sie wohl erwarten würde, sie hatte noch niemanden, mit dem sie auf den Ball gehen wollte, vielleicht sollte sie sich Scorpius und dessen... Freunden... anhängen?
Vorsichtig drehte sie sich zu Camilles Bett um. Susanna und Camille schienen wohl sehr aufgeregt zu sein, begannen sie jetzt schon, sich zu schminken? Dabei waren es noch ganze zwei Stunden, die sie dafür Zeit hatten. Sie fragte sich, ob die beiden sie bemerkt hatten, aus Susannas Aufforderung an Camille, von Marian zu erzählen, schloss sie, dass Camille ihren Partner bereits gefunden hatte, vielleicht würde es sogar eine feste Beziehung zwischen den beiden werden.
Pan strich über den Gürtel ihres Kleides, sie merkte, dass sie aufgeregt war, aber sie versuchte, die Aufregung zu unterdrücken.

Von Marian erzählen? Was sollte sie denn noch sagen? Inzwischen hatte sie Susanna alles fünf Mal erläutert und jedes Mal angefangen neu zu interpretieren und jetzt ungefähr eine Stunde vor Beginn des Balls hatte sie alles nur keine Nerven noch einmal sich den Mund fusselig zu reden, nicht das sie über den guten Herrn keine Stunden philosophieren konnte, doch jetzt war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, mal abgesehen davon das sich noch Pandora im Raum befand und sie ging die Sache dann doch nicht zu datailliert an.
Wenn sie genau darüber nachdachte, war Marian so genau das was sie sich nie auch nur ansatzweise unter einem Traumtypen vorgstellt hatte und wenn sie weiter darüber nachdachte, dann fiel ihr auf, dass er genau das war was sie nie hatte haben wollen: Das Sensibelchen, dass sich an ein Mädchen hängen muss, dass es wieder auf die Beine kommt, Derjenige der in jeder Daily-Soap der war der sie eben nicht abbekommt und trotzdem fühlte sie sich so unglaublich gut in seiner Nähe, wenn sie ihn nicht gerade versuchte zu ignorieren beziehungsweise irgendetwas zwischen ihnen stand wie ihr Stolz, Ego oder was auch immer es gewesen ist, dass sie dazu getrieben hat ihm aus dem Weg zu gehen. Unter anderen Umständen würde sie sich jetzt schlagen und ermahnen zusammen zu reißen gefälligst nicht mehr an ihn zu denken. Es war ja schon nicht mehr normal wie sie sich verhielt. Wie diese Protagonisten in den mehr oder weniger guten Jugendbüchern, die sich unglaublich hysterisch verhielten und bei jeder unpassenden Gelegenheit an einem Herzinfakt sterben weil er beim letzten Gespräch mit : Ich mag Fußball, ja auch : Ich liebe dich, gemeint haben könnte oder ähnlichen verquirrlten Eulendreck.
Nein sie würde nie so sein und deswegen würde sie jetzt ganz normal ein Gespräch mit Pan anfangen und Sus Frage einfach übergehen, ob das jetzt unhöflich war oder nicht, oder auch nicht, denn genau in dem Moment wo sie den Mund aufmachen wollte fiel ihr Blick auf Pandoras schwarzes wundervolles Kleid und eine Kostümidee, die überhaupt nicht in den Kontext passte schwang sich mit einem Tarnzansprung in ihre Gedanken.
"Su nächstes Jahr kauf ich mir ein weißes Kleid, zerreiß es und gieß Theaterblut drüber", sprach sie ihren Gedanken aus. Es war brutal, aber als Leiche mit einem Messer im Rücken, fand sie schon recht witzig. "Hey Pan, ich wusste gar nicht das du noch hier bist. Der Rest hat sich ja irgendwie schon ums Bad geprügelt oder abgehauen", wandte sie sich lächelnd an ihre Zimmerkameradin.
Sie musste neidlos zugeben, dass die Blonde mit ihrer Kostümwahl Stil bewiesen hatte.
"Hast du eigentlich auch eine Begleitung?", fragte sie ohne auf das Ziepen an ihren Haaren einzugehen, als sie sich zurücklehnte und streckte und damit eben genau diese zwischen sich und Stuhl einklemmte. Camille linste aus dem Augenwinkel zu Su, die ihr netterweise verschwiegen hatte, dass sie mit Fred ging, auch wenn es "nur" ihr bester Freund war, es wäre fairer gewesen wenn sie gewusst hätte, dass auch Su mit jemanden unterwegs war. Sie hatte anfangs ein ziemlich schlechtes Gewissen gehabt sie einfach zu versetzen, bis sie durch einen dummen Zufall mitbekommen hatte, das sie mit Fred das Tanzbein schwingen würde, wenn er nicht wieder auf sämtliche jüngeren weilblichen Verwandten aufpasste.

Susanna sah von Camilles Haaren auf und blickte überrascht zu der bloden Hufflepuff hinüber. Cam hatte recht. Auf dem Bett ihnen gegenüber saß Pandora auf ihrem Bett und lächelte leicht, als sie von der anderen Blonden angesprochen wurde.
"Hey Pan", begrüßte Su sie und grinste zurück. Dann witmete sie sich wieder Cams Haaren.
"Ich höre ganz aufmerksam zu", meinte sie noch, aber das war eh überflüssig, da Pandora schon angefangen hatte zu reden. Ihre Gedanken schweiften hingegen ihrer Aussage ab und wandterten zum heutigen Abend. Sie wusste nicht genau warum sie eigentlich nicht schon früher darauf gekommen war einfach mit Fred hinzugehen. Oder doch, vermutlich weil sie Camille nicht hatte allein gehen wollen lassen. Die wäre sonst vermutlich nicht mal hingegangen. Oder so ähnlich. Auch egal. Su tupierte die Haare, setzte die Melone darauf und umruntete die Freundin einmal um ihr Kunstwerk zu betrachten. Sah gut aus. Ja, so konnte sie sich blicken lassen.
Aber nun zurück zu Fred. Ihr fiel auf, dass sie irgendwie Ewigkeiten nichts mehr mit ihm gemacht hatte. Also nicht wirklich. Hmm, das würde sich ja heute ändern. Und Fred konnte schließlich tanzen. Gott, er konnte gut tanzen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann sah sie Cam fragend an.
"So und jetzt? Pause oder soll ich dich gleich ganz fertig machen?"

Pandora sah von ihrem Bett zu Susanna und Camille auf.
"Hallo", grüßte sie, leicht lächelnd.
Sie hatte nicht gewusst, dass die anderen bereits im Bad waren. Eigentlich waren ihr die anderen egal, aber es verwunderte sie, dass sie sich jetzt schon vorbereiteten, es blieb doch noch Zeit genug.
"Ist ja noch genug Zeit", sprach sie ihre Gedanken aus.
Dann machte sie sich über Camilles Frage nach der Begleitung Gedanken. Erst jetzt fiel ihr auf, dass eigentlich fast alle einen Partner hatten, mit dem sie auf den Ball gehen wollten. Vielleicht hätte sie sich doch einen suchen sollen, um nicht zu sehr aufzufallen? Ihr Wunsch war doch alles andere, als auf der Außenseite zu stehen. Ob noch Jungs frei waren, die sie ein wenig besser kannte? Aber wenn sie nicht mit ihr tanzen wollten? Vielleicht sollte sie sich einfach jemanden aus der dritten suchen, da gab es bestimmt noch viele, die nach Tanzpartnerinnen suchten. Warum machte sie sich überhaupt darüber Gedanken? Sie wollte keinen Partner, einfach auf den Ball gehen und sich dann umschauen. Das hatte sie sich vorgenommen, sie wollte an ihrem Vorhaben nichts mehr ändern.
"Ich habe noch keinen Partner", antwortete sie schließlich auf Camilles Frage, "Aber ich werde mir, glaube ich, auch keinen mehr suchen... Mal sehen, was auf mich zukommt."