Plot 6 || 31. Oktober 2022 || Halloweenball

Ziemlich abgehetzt band Lorcan seine Kravatte auf der Treppe vom Schlafsaal in den Gemeinschaftsraum und erwürgte sich fast, als er die letzte Stufe übersah und aus Schreck an dem Ende des Knotens zog. Schnell lockerte er das Kleidungsstück und schnappte nach Luft. Das wäre es noch gewesen, ersticken an den eigenen Klamotten, wobei wenn er sich recht überlegte tat sein Bruder das in den Ferien jedes Mal, da er seine Dreckwäsche nie wegräumte. In dem Gryffindorschlafsaal sähe es wahrscheinlich ohne die Hauselfen nicht anders aus, aber das war jetzt definitv nicht der Augenblick um über so etwas nichtiges Nachzudenken. Schließlich traf er sich in exakt...., der Ravenclaw sah auf seine Armbanduhr und erlitt seine zweite Nahtoderfahrung innerhalb von ein paar Sekunden: Er hatte noch eine halbe Minute um durch das halbe Schloss zukommen und das ohne, dass er sich durch Geheimgänge zwängte, die ihn komplett einstauben würden, brauchte er eine Minute, wenn er rannte.
Verdammt, sonst war er immer viel schneller und abgesehen davon, dass er statt des Umhangs einen Sacko, seiner Stoffhose eine Anzugshose, trug er fast das Gleiche wie wenn er sich für die Schule fertig machen musste. Gut, normalerweise hatte er auch weniger Probleme damit, auch mal schlecht gestylt in den Unterricht zu rennen und auch nicht damit zu kämpfen, dass dank eines netten unlustigen Witzes, seine Schuhe, mit einem Zauber belegt, vor ihm davon rannten.
Einmal sollte alles glatt laufen und dann ging alles schief. Warum hatte Murphy bloß sein vermaledeites Gesetz geschrieben? Ohne ihn hätte sein Leben nicht die Angewohnheit eintwickelt aus der Spur zu tanzen, wenn es gerade unpassend war.
Im Eiltempo, und trotzdem noch gesittet und unauffällig, jedenfalls hoffte er das, lief er durch das Schloss. In Momenten wie diesen war er froh, dass er durch eingehende Studien in der ersten Klasse, oder auch Stürzen, sämtliche hervorstehenden Steine kannte und sich nicht auf die Nase legte, wie der Zweitklässler der gerade das Gleichgewicht verlor und gerade noch von seinem Kumpel festgehalten und weiter gezerrt wurde. Wohin auch immer die Kleinen unterwegs waren: Es war definitiv nicht erlaubt, da nach einigen Sekunden ein Lehrer vorbeischnaufte.
Unbeirrt huschte Lorcan weiter durch die Gänge und blieb schlussendlich am oberen Ende der Haupttreppe stehen. In der Menge aus Schülern brauchte er nicht lange um Serena zu entdecken. Sie stach einfach überall heraus. Der Moment in dem er sie sah, war der in dem die ganze Hast und der ganze Ärger der letzten Minuten von ihm abfiel und einem Gefühl der Glückseligkeit wich, nein eigentlich nicht. Er war immer noch gestresst, sein Puls war inziwschen auf 180 und das einzige was sich veränderte war, dass dazu noch das genauso geliebte wie verhasste Gefühl kam, endlich wieder in der Nähe der Person zu sein, für die sich das alles gelohnt hatte.
Nachdem ihn ein Ellenbogen, von wem auch immer der kam, erwischte schreckte er aus seinen Gedanken, die die lästige Angewohnheit entwickelt hatten in Tagträume abzuschweifen, wenn er sie sah oder auch nicht sah, auf und ging die letzten Stufen in die Eingangshalle.
"Hi", begrüßte er sie lächelnd und zog sie in eine Umarmung, sie roch so gut wie immer. "Tschuldige, falls du warten musstest. Ich hab meine Schuhe einmal durch den halben Gemeinschaftsraum jagen müssen", meinte er nach dem er sie recht widerstrebend wieder losgelassen hatte. "Das nächste Mal rechne ich 10 Minuten für solche Fälle mit ein", vorrausgesetzt wir gehen noch mal gemeinsam zu einem Ball nach dem du mich einen Abend als Tanzmuffel erlebt hast, setzte er in Gedanken hinzu, wobei er wahrscheinlich auf einen Fingerzeig von ihr sofort das ungeliebte Tanzbein schwingen würde, manche Menschen gehören samt Lächeln verboten.

Nervös ging Serena in ihrem Zimmer im Jogginganzug auf und ab. Ihr weißes Kleid und die dazu passenden Schuhe standen daneben. Sie wollte unbedingt auf diesen Ball, dessen war sie sich sicher. Und sie würde bestimmt auch jede Menge Spaß haben. Sie war lediglich ein wenig nervös, da sie nun das erste Mal mit einer Begleitung hingehen würde, für die sie doch tatsächlich etwas empfand. Mittlerweile hatte sie es sich eingestanden, dass ihre Gefühle Lorcan gegenüber nicht mehr ganz so freundschaftlich waren, wie sie es am Anfang gewesen waren. Aber daran konnte man nichts ändern.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie sich eventuell beeilen sollte, da sie den jungen Ravenclaw nicht warten lassen wollte. Mit einem Seufzen zog sie sich schließlich den wirklich bequemen Jogginganzug aus und schlüpfte in ihren weißen Traum aus Seide. Ein schneller Blick in den Spiegel und sie wusste, dass sie sich für das richtige Kleid entschieden hatten. Bevor Serena allerdings die Schuhe anzog, nahm sie noch ihr Schminkzeug und gab sich etwas Make-Up, Mascara und Rouge rauf. So fühlte sie sich schon viel wohler. Schnell wurden noch die Schuhe angezogen und dann machte sie sich schon auf den Weg, Heiligenschein hatte sie ebenfalls mit, schließlich hatte sie versprochen einen zu tragen. Anders als sonst, waren ihr die Blicke einiger männlicher Mitschüler heute tatsächlich etwas unangenehm. Serena spielte normalerweise mit den Jungs und mochte es im Mittelpunkt zu stehen. Aber seit geraumer Zeit, wollte sie nicht das Zentrum der männlichen Begierde sein. Es würde ihr schon reichen, wenn Lorcan so ein Interesse an ihr zeigen würde.

Schließlich hatte sie die große Halle erreicht, sah Lorcan aber noch nicht, also beschloss sie einfach etwas abseits zu warten, damit nicht wieder jemand auf die Idee kam, sie anzusprechen, denn sie hatte ja schon eine Begleitung, und zwar eine mit der sie mehr als zufrieden war. Um nichts in der Welt hätte Serena einen anderen Partner für diesen Ball haben wollen.
Sie stand also einige Minuten einfach nur da, bis sie schließlich Lorcan erkannte und das vertraute Kribbeln im Bauch anfing sich breit zu machen. Er begrüßte sie und zog sie in eine Umarmung, die sie nur zu gerne erwiderte. Ihr Lächeln wurde breiter, als er seine Verspätung erklärte.
„Macht doch nichts, ich warte ja noch nicht lange!“ antwortete Serena daher einfach und sah Lorcan von oben bis unten an. Er sah einfach fantastisch aus.
„Du…siehst einfach unglaublich aus!“ machte sie ihm das Kompliment und lächelte in weiter an. Und ein weiteres Mal entging ihr nicht, dass der Ravenclaw sie trotz ihrer High Heels, die heute einen Absatz von ganzen 9cm aufwiesen, überragte. Aber das war nicht weiter schlimm. Serena mochte große Männer und Lorcan mochte sie im Besonderen.

Erleichtert lächelte er sie an, als sie ihm verzieh dass er zuspät war. Er hatte Angst gehabt, dass sie vielleicht beleidigt sein könnte, da er sich sonst nur äußerst selten verspätete. Das war wahrscheinlich der Vorteil daran, dass sie sich schon solange kannten und sie nicht zu den überempfindlichen Mädchen gehörte die so neurotisch waren, dass sie bei jedem falschen Wort anfingen zu heulen. Für Manche wäre es erstaunlich, wenn sie wüssten wie genervt er manchmal davon war, wenn er sich mit genau diesen rumschlagen musste, aber er war ja auch nur ein Mensch und als solcher auch mal schlechte Tage.
Nur war das jetzt egal, im hier und jetzt stand er mit Serena, die, wie eine zweite kurze Musterung aus der Nähe bestätigte, unglaublich gut aussah in dem weißen Kleid, die obwohl sie von der Idee mit dem Heiligenschein nicht begeistert gewesen war doch einen dabei hatte, die trotz unzähliger Verehrer mit ihm diesen Abend verbringen wollte, in der zugigen Eingangshalle.
Erst etwas verspätet sickerte das Kompliment von seiner Gegenüber zu ihm durch, schon blöd wenn man sich im Anblick des Anderen verliert und er spürte wie sein Herzschlag wieder anfing zu stolpern und das Blut ein bisschen zu stark in den Kopf trieb. Das war jetzt nicht wahr, das war nicht wahr, redete er sich ein als er spürte wie seine Ohren ein wenig zu glühen begannen. Einfach ignorieren, hieß es jetzt. "Danke", er erwiderte ihr Lächeln schwach. "Bleibt ja nicht aus, wenn man Modeberater wie dich hat", fuhr er fort und seine Mundwinkel hoben sich noch ein wenig. "Der heiligen Schein steht dir übrigens noch besser als ich gedacht habe", hatte er jetzt nicht irgendwie gesagt, dass er erwartet hatte, dass er ihr nicht stand? Nein oder? Innerlich schlug er seine Kopf mehrfach gegen die Wand während er sie weiterhin lieb anlächelte.
Besagter Schein schwebte ungefähr auf seiner Augenhöhe und tauchte die nähere Umgebung in einen weiß-gelblichen warmen Schein, der einen ziemlich krassen Kontrast zu den flackernden Kerzen und dem grünlich-schimmerndem Gruftlicht bildete. Aus dem Augenwinkel sah er eine kleine Gruppe Vampire die zu ihr rüber sahen und es streichelte sein Ego ziemlich, dass ihr die Blicke der Anderen entweder egal waren und ignorierte. Er musste sich etwas zusammen reißen dass er nicht anfing breit zu grinsen, so kannte er sich gar nicht, mutierte er hier gerade ernsthaft zum Doppelgänger von seinem Bruder? Und jetzt tat der seinem einzigen Geschwisterteil auch noch unrecht, da dieses sich in letzter Zeit wirklich anders verhielt als früher. Was war nur mit seinen Hormonen los? Auch diese Frage war leicht zu beantworten, die bessere war wohl, was taten diese Dinger nur mit ihm oder sollte man besser sagen, was tat sie mit ihm? Er sollte dringends aufhörenüber so unsinnge Dinge zu philosophieren, denn er hatte das dumpfe Gefühl das der Abend wenn nicht gehörig in die Hose gehen würde.
"Ich finde wir sind echt gut mit unserer Kostümwahl", fing er einfach an zu reden. Kreativloser ging das Thema zwar nicht, aber jedes Gespräch fängt ja irgendwo klein an."Ich hab kurzzeitig überlegt ob ich mir noch so den Belzebubschwanz anzaubere, ich hab in einem Buch mindestens sieben Varianten gefunden, hab mir dann aber gedacht, dass ich dir das nicht antun kann", jetzt grinste er, aber diesmal einfach nur so, er fand sich nicht witzig, ehrlich gesagt eher ein wenig bescheuert, dass er sowas erzählte, er war einfach nur rund um glücklich, wenn man von dem Bedürfnis nach einem schwarzen Loch nach jedem zweiten Wort das er sagte absah. Er machte sich sonst doch auch nie Gedanken über das was er sagte, beziehungsweise nicht so Seltsame.
Mit einem Mal bemerkte er, dass sie sich immer noch relativ nahe standen, bedingt davon dass die Halle rappel voll war und ja, er wusste nicht wieso. Gut sie knuddelten nicht geradeund es befanden sich noch ein guter halber Meter zwischen ihnen, aber es war doch nah genug um jede einzelne Wimper ausmachen zu können und ihren sanften Duft einatmen zukönnen. Ganz schlechter Zeitpunkt Lorcan, wirklich ganz schlechter Zeitpunkt um sich jetzt selbst außergefecht zu setzen, Konzentration, ermahnte er sich und brachte schweren Herzens unauffällig, jedenfalls hoffte er das, noch ein bisschen Raum zwischen sich und Serena.

Als Lorcan sich etwas schüchtern für ihr Kompliment bedankte, lächelte sie ihm einfach nur freundlich zu. Sie log ihn ja nicht an, sie hatte ihm schlichtweg einfach die Wahrheit gesagt. Dafür brauchte man sich eigentlich nicht bedanken, dachte Serena, aber sie kannte diese Gewohnheit nur zu gut. Auch wenn Serena sich nicht oft für Komplimente bedankte, wusste sie sehr wohl, dass es als Höflichkeit angesehen wurde. Und bei Menschen die ihr wichtig waren, war sie ja schließlich auch höflich.
Lorcan machte ihr dann im Gegenzug gleich zwei Komplimente. Und obwohl Serena eigentlich oft zu hören bekam, dass sie gut aussah oder sich gut kleidete, brachte es sie doch ein wenig in Verlegenheit so etwas von Lorcan zu hören.
„Freut mich, dass du dir auch gefällst!“ sagte sie grinsend. Ihre Gedanken schweiften an ihren Hogsmeade-Besuch ab, als sie ihre Kostüme gekauft hatten. Es war ein wirklich sehr schöner Tag gewesen und Serena hatte ihn sehr genossen. Seitdem sie ihr Kleid eingekauft hatte, wartete sie schon wie verrückt, dass der Ball näher kam. Freundinnen fragten sie rund um die Uhr, wer der Junge war, der sie so glücklich machte. Wer es schaffte, dass sie nicht mehr so viel herum zickte. Alle wollten sie wissen, wer der Junge war, der Serena zum Ball begleiten würde. Doch die Slytherin hatte niemandem etwas gesagt. Sie wollte selbst die Gesichter sehen, wenn Lorcan und sie zusammen auf den Ball kommen würden. Sie wusste, dass keiner Zweifel haben würde, dass er der Junge war, an den Serena die ganze Zeit dachte.
Schnell holte Serena ihre Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.
Der Heiligenschein stand ihr gut, das hatte er doch gerade gesagt, oder? Etwas unsicher fuhr sie sich mit der Hand zu dem Accessoire, das ihr Kostüm perfekt machte und sah Lorcan unsicher an.
„Meinst du wirklich? Ich war mir unsicher ob ich ihn wirklich nehmen sollte, aber mir ist eingefallen, dass ich es ja versprochen habe…“ gab sie dann etwas benommen zu.
Aber solange es Lorcan gefiel war alles gut. Dann konnte Serena auch selbst damit leben, dass sie einen Abend lang einen Heiligenschein am Kopf trug.
Serena merkte, dass immer mehr Schüler ankamen und immer mehr Schüler Lorcan und sie musterten. Doch es war ihr egal. Sie war glücklich, denn sie war schließlich mit dem tollsten Jungen der Schule hier. Es war egal, dass die anderen herschauten oder dass sie über die beiden sprachen. Im Endeffekt waren nur Lorcan und Serena wichtig, und somit beschloss sie die anderen einfach zu ignorieren und glücklich zu sein.
Als sie sich dem Ravenclaw wieder zuwandte, nahmen seine Augen sie direkt gefangen. Es war ihr noch nie passiert, dass sie einen Blick nicht lösen konnte, aber diesmal konnte sie einfach nicht wegschauen. Als sie es dann endlich schaffte, nach einer gefühlten Ewigkeit, räusperte sie sich kurz um ihre Verlegenheit zu überspielen.
„Ja, ähm ja. Da hattest du wirklich eine tolle Idee!“ antwortete sie dann lächelnd und sah ihm wieder kurz in die Augen.
Kurz lachte sie auf, als sie hörte, was er vorgehabt hatte und weswegen er es nicht getan hatte.
„Und wenn du dir einen gezaubert hättest, wäre ich trotzdem mit dir zum Ball gegangen!“ gab sie schließlich zu.
Nun standen die beiden wieder da und wussten nicht so recht was zu tun war. Serena bemerkte sehr wohl, dass Lorcan etwas mehr Abstand zwischen sie brachte. Das war ihr nicht so ganz recht, denn eigentlich wollte sie in seiner Nähe sein.
Sie machte also einen Schritt auf ihn zu und stand somit noch näher bei ihm als vorhin und sah ihm von unten herauf in die Augen.
„Wollen wir dann rein gehen?“ fragte sie mit leiser Stimme und wartete die Reaktion ab.